Dienstag, 30. August 2011

Some pictures


The church where I work - The ecumenical parish of Halden in St.Gallen


Check out the solar roof!


 My main job: Making the Mass wine.


Montag, 29. August 2011

Sylvester und Studentenfutter

Kaum drehe ich den Schlüssel im Schloss, höre ich seine tatzigen Schritte im Gang. Sylvester starrt mich mit grossen Augen an. Er wartet wahrscheinlich schon seit zwei Stunden auf die allabendliche Fütterung. Es kann kaum der Wunsch einer Katze sein, von einer Vikarin gehütet zu werden, denn die Fütterungszeiten sind denkbar chaotisch. Doch Sylvester ist zum Glück ein geduldiger Kater. Noch bevor ich meine Jacke ausziehen und meine Tasche ablegen kann, fülle ich seinen Futtertrog und der Hungrige stürzt sich sogleich über die braunen Knabberli.

Auf die Raubtierfütterung folgt meine eigene Fütterung. Vorhin, während dem Taufgespräch hat mein Magen plötzlich laut geknurrt - mitten in einer Gesprächspause! Wie peinlich... Projekt Nummer 1: Die Ernährung dem Tagesablauf anpassen und immer eine Tüte Studentenfutter im Gepäck haben. Nach dem Taufgespräch um 17:30, das fast zwei Stunden gedauert hat, war der Abend denn auch noch lange nicht zu Ende. Die nächste Station war die Sitzung des Sozial- und Umweltforums (SUFO). Das SUFO, von meinem Lehrpfarrer Andreas vor einigen Jahren ins Leben gerufen, findet einmal jährlich statt und wird von jungen Erwachsenen im Alter von ca. 18-30 Jahren geleitet - Lehrlinge, SchülerInnen und StudentInnen. Nächstes Jahr wird am 11./12. Mai wieder debattiert, gefeiert und demonstriert. Für mehr Informationen:

www.sufo.ch  (Übrigens, wenn jemand aus meiner Leserschaft gerne mitwirken würde, es werden noch Leute gesucht... Bitte melden!)

Die SUFO-Leute hatten zum Glück Verständnis für so viele tierische und menschliche knurrende Mägen und liessen mich vor Ende der Sitzung ziehen. Während ich diesen Blog schreibe, brutzeln die englischen Schweinswürste in der Pfanne vor sich hin. Ich lasse im Schnelldurchlauf noch einmal Revue passieren, wem ich heute alles die Hand geschüttelt habe: den Schülern und Schülerinnen des Notker Schulhauses, der Mutter und den Paten des zweijährigen Täuflings, den Bürokolleginnen, einigen Nachbarn und den engagierten SUFO OrganisatorInnen. Für eine solch abwechslungsreiche Arbeit verschiebe ich das Essen gerne hin und wieder auf später - ob das Sylvester auch so sieht, wage ich jedoch zu bezweifeln.




Freitag, 26. August 2011

Flyer für Alexacrash


alexacrash - so heisst das neueste werk meiner schwester alexandra. in der galerie hafner in st.gallen war heute vernissage.





Beim Abendessen:

"Wenn gseht mä di eigentlich mol in action?" - "Ha am zweite Oktober min erschte Gottesdienscht." - "Ou, denn hani scho ä Party..." - "Am halbi elfi am Morge?" - "äh, aha... nai, nai, am Morge chani."

("Wann sieht man dich eigentlich mal in Aktion?" - "Habe am zweiten Oktober meinen ersten Gottesdienst." - "Oh, dann habe ich schon eine Party..." - "Um halb elf Uhr morgens?" - "Aha, nein, nein... am Morgen kann ich.")


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Eine halbe Stunde später:

"Wenn hesch du din erschte Gottesdienscht?" - "Am zweite Oktober." - "Chasch mer än Flyer schicke?"

("Wann hast du deinen ersten Gottesdienst?" - "Am zweiten Oktober." - "Kannst du mir einen Flyer schicken?")





Unspektakulär

Ich sitze gerade an meinem Schreibtisch und organisiere mich und mein Vikariat. Als Kind nannten wir das "Büro spielen". Kommt mir immer noch ein bisschen so vor.

Heute Nachmittag habe ich Besprechung mit meinem Lehrpfarrer. Da geht es gewissermassen darum, die Agenda zu füllen: Gottesdienste und Unterrichtseinheiten festlegen, Lernziele formulieren und Ferien planen. Die Arbeitswoche einer Vikarin ist vielversprechend abwechslungsreich! Das macht mir schon jetzt Spass an dieser Arbeit, bevor ich sie richtig angefangen habe: Dass jeder Tag irgendwie anders daherkommt und einen täglich ungeahnte Begegnungen erwarten.

Das ist jetzt schon ziemlich unspektakulär, oder? Aber auch das Unspektakuläre soll hier seinen Platz haben. Es hat was Beruhigendes.

Mittwoch, 24. August 2011

Mein erster Arbeitstag


Hassan lebt im Container. Der Container steht am Rande von Mels, einem kleinen Dorf bei Sargans, im Heidiland, wo die Schweiz eine Karikatur ihrer selbst ist. Der Container misst etwa 7x2 Meter. Darin gibt es acht Schlafplätze, wackelige Pritschen, die in einem Ferienlager für Schweizer Kinder wohl kaum zulässig wären. Gerade vor einigen Tagen hat der Leiter des Sozialamtes Hassan und seinen zwei Mitbewohnern das Aufladegerät fürs Mobiltelefon weggenommen. Braucht zuviel Strom. Das passiert nun schon zum dritten Mal, und jedes Mal muss der Gemeindepräsident persönlich eingeschaltet werden, damit Hassan seine Habe zurückkriegt. Dabei kriegen die Container-Bewohner Unterstützung von Freiwilligen des Solidaritätsnetzes Ostschweiz.

Unter der brütenden Augustsonne stehen wir auf dem grossen Kiesplatz vor dem Container um eine grosse Holzplatte herum, die auf zwei Hockern steht. Andreas Nufer, mein Lehrpfarrer, und die Mitglieder des Soldaritätsnetzes Ostschweiz haben den Tisch gedeckt. Wir teilen Brot und Wasser. Der Reihe nach stellen wir uns vor, aus Afghanistan, Iran, Somalia oder der Schweiz kommend. Die anwesende Journalistin macht Notizen. Morgen soll diese Aktion in den Medien präsent sein.

Wir sind nach Mels gekommen, um eine Petition an die Bundespräsidentin nach Bern zu schicken. Gleichzeitig werden rund 300 Begleitbriefe an alle ParlamentarierInnen geschickt, die das Anliegen der Petition erklären: Dass die Nothilfe nach Nichteintretensentscheid auf ein Asylgesuch abgeschafft wird und diejenigen Menschen, die trotz negativem Entscheid in der Schweiz bleiben müssen, unter menschenwürdigen Umständen leben können. Das heisst konkret: Das Recht zu arbeiten, das Recht zu heiraten und das Recht auf eine existenzsichernde Sozialhilfe wieder einzuführen... im Einklang mit der Menschenrechtskonvention. Der Melser Poststempel verleiht der Aktion symbolischen Charakter und würdigt die Bewohner des Containers.

Menschen wie Hassan leben von 8 Franken "Nothilfe" pro Tag, teilweise seit über 10 Jahren. In der Schweiz haben sie kein Anrecht auf Asyl, doch sie haben keinen Ort auf der Welt, wo sie hingehen könnten. Sie sind vom Goodwill des Gemeindesozialamtes abhängig. Mels ist ein Negativ-Beispiel, wie Menschen in Notlagen mit Füssen getreten werden. Der Container ist eine äusserst dürftige Unterkunft. Kochgelegenheiten gibt es keine - nicht erlaubt. Der Leiter des Sozialamtes bestimmt willkürlich über den Besitz der Bewohner. Privatsphäre gibt es keine. Geheizt wird nur wenige Stunden am Tag. Doch das ist heute nicht das Problem. Es ist brütend heiss im Container. Bei Aussentemperaturen von 35 Grad gleicht der Raum einer Sauna. Hassan hat die letzten Nächte kaum geschlafen. Nach spätestens einer Stunde Schlaf weckt ihn die Hitze und er geht nach draussen, dreht seine Runden durch das tiefruhige, ausgestorbene Dorf, in der Hoffnung, vielleicht doch noch einmal etwas Ruhe zu finden.


http://www.solidaritaetsnetz.ch/

Sonntag, 21. August 2011

Kaputt

"The Museum of Broken Relationships" in London ist bestimmt nicht die fröhlichste Beschäftigung. Aber eine lohnende allemal. Ich habe mich am Samstag Nachmittag nach Covent Garden aufgemacht, Gegenstände zu betrachten, die Geschichten zerbrochener Liebesbeziehungen erzählen. Das Konzept der Ausstellung ist vor einigen Jahren in Kroatien entstanden. Eine Gruppe junger Leute hat Menschen aus der ganzen Welt dazu eingeladen, ihnen Gegenstände zu schicken, die für eine zerbrochene Beziehung stehen... und die Geschichte dazu. Die Ausstellung tourt seit Jahren durch Europa. Es gehen immer wieder neue Gegenstände ein. So wird die Ausstellung ständig erweitert und die Geschichten sind teilweise noch ganz frisch.

Da ist zum Beispiel der Plüschtier-Tausendfüssler mit einigen abgerissenen Beinen. Ein Paar, das eine Distanzbeziehung führte, riss dem Tausendfüssler bei jeder Begegnung einen Fuss heraus. Beim letzten Fuss hätten sie zusammenziehen wollen. Doch so viele Füsse hat das Plüschtier nie verloren.

Oder da ist der zerbrochene Gartenzwerg, der die Verlassene ihrem Liebhaber beim Gehen hinterher geworfen hat. Der Gartenzwerg blieb. Der  Liebhaber war weg.

Eine 80jährige Frau aus Armenien hatte eine alte, kolorierte Postkarte geschickt. Es ist das, was ihr von ihrer Jugendliebe blieb. Als sie etwa 20 Jahre alt war, hielt der Nachbarjunge bei ihren Eltern um ihre Hand an. Ihre Eltern lehnten ab, er sei nicht gut genug für die Tochter. Am nächsten Tag stürzte er sich mit dem Auto von einer Felsklippe.

Das Museum ist eine Sammlung herzbrechender "Moves"(frei nach Professor Nicol). Ich hoffe, dass ich meine aktuellen Gegestände da nie hinschicken muss.













Samstag, 20. August 2011

Wegproviant

Reggea im Viervierteltakt

Zum krönenden Abschluss der drei Kurswochen kommt Andreas Hausammann nach Boldern, Beauftragter der St.Galler Kantonalkirche für Populäre Musik. Der Jazzmusiker bringt genau das in die Runde, was wir jetzt noch brauchen: Praxistaugliche Tipps, wie man in einer mehr oder weniger erfahrenen Sing-Gemeinde ein Lied anleitet und neues Liedgut einbringt - oder altes in neuer Form. Mit seiner spontanen und humorvollen Art reisst er uns mit und stimmt uns auf die nächste Etappe ein: das Ausprobieren, Lernen und Üben in der Gemeinde.

Fazit: Reggae geht nicht auf Dreivierteltakt, auf "Nun danket alle Gott" passt er aber wunderbar!

Für alle, die so Ähnliches ausprobieren möchten: http://www.ref-sg.ch/v,ddqg2za6ho

Chorleiterin der Zukunft...

Donnerstag, 18. August 2011

Kurzpredigt

Andacht zum Pilipperbrief 2,6-11
(entstanden in Gruppenarbeit auf Boldern)

In die Welt hinein...

Kurznachrichten: Feuerteufel schlägt wieder zu. Erneut ist in Riehen ein Gartenhäuschen abgebrannt. Verletzte gab es keine, doch ist ein beträchtlicher Sachschaden entstanden. - Die Eurokrise kennt kein Ende. Trotz dem Treffen zwischen Merkel und Sarkozy geht die Krise weiter: Griechenland, Italien, Spanien. - Die Cholera-Epidemie in Haiti nimmt katastrophale Ausmasse an. Die seit dem Erdbeben in ärmlichsten Verhältnissen lebenden Menschen sind ihr schutzlos ausgeliefert. - Schlägerei nach dem Ausgang. Vor einer Bar sind am Freitagabend zwei junge Männer aneinander geraten. - Starke Rezession. Arbeitslosigkeit und Armut breiten sich aus. Der Goldpreis steigt unbeeindruckt. Die Bauern in Peru werden enteignet. - Bürgerkrieg in Libyen. Die Rebellen erobern eine Gadhaffi Hochburg. Hunderte Menschen sterben. - Er, der doch von göttlichem Wesen war, hielt nicht wie an einer Beute daran fest, Gott gleich zu sein, sondern gab es preis und nahm auf sich das Dasein eines Sklaven, wurde den Menschen ähnlich, in seiner Erscheinung wie ein Mensch.

Er lebte auf der Erde wie ein Mensch. Er wollte geliebt sein wie ein Mensch. Er wollte frei sein wie ein Mensch. Er wollte gebunden sein wie ein Mensch. Gebunden ans Holz.

Er erniedrigte sich und wurde gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.

Deshalb hat Gott ihm den Namen verliehen, der über allen Namen steht.


Mittwoch, 17. August 2011

Feierabend



Rezept zum Predigtschreiben

Zutaten:

2-3 Bibeltexte
1 Garten
Eine Prise Assoziationen (Bindemittel)
Eine handvoll Stilmittel
1 Din A4 Seite
1 Kugelschreiber
(oder einen Computer)
5-7 Moves
1 Struktur

Zubereitung:

Man nehme die Bibeltexte und gehe damit in den Garten. Sitzend, gehend oder stehend lasse man den Assoziationen freien Lauf. Die besten Assoziationen behalte man und schmücke diese zu kleinen Einheiten aus. Dafür benutze man verschiedene Stilmittel (Erzählung, Dialog, Kontrast etc.) und Bilder, aus Kunst und Alltag inspiriert. Je präziser die Einheit gemalt wird, desto knackiger wird am Schluss die Predigt. Ein gewisser Aufwand an dieser Stelle lohnt sich also. Für diese Einheiten, genannt Moves, wähle man nun eine Struktur. Diese ergibt sich bestenfalls von selbst. (Ansonsten orientiere man sich an rhetorischen Grundmodellen.) Die Moves und die Struktur lasse man ineinander verschmelzen. Fertig ist die Predigt.




Dienstag, 16. August 2011

Wort-reich

Wortreich.

Wort-reich.

Theologie ist das Reich des Wortes.

Nach sechs Jahren Studium kann der Theologe/die Theologin mit viel Trara einen Bibeltext analysieren und interpretieren. Diese Analyse und Interpretation (in der Theologie auch Exegese genannt) ist meist auf Papier gefasst, findet ihren Weg im besten Fall in die Universitätsbibliothek, oftmals aber in den Mülleimer des Professors. Phantasievoll und voller Tatendrang lesen TheologInnen die Bibelworte mit neuen Augen und setzen sie in ihre Lebenswelt hinein.


Doch das Wort bleibt auf dem Blatt.

Und das Blatt kommt vor die Gemeinde.

Und da soll das Wort laut gelesen werden. Oje!

---

An diesem Punkt setzen Prof. Martin Nicol und Romina Rieder aus Erlangen ein, die uns an die Kunst des Predigens heranführen. Die Reihenfolge des Predigschreibens wird umgedreht. Statt wie bisher zum hebräischen oder griechischen Urtext zu greifen und eine fundierte Exegese zu erarbeiten, sollen wir die Bibelworte erst einmal sprechen, phrasieren und dramatisch, rituell oder ermahnend inszenieren, dem eigenen Wortlaut lauschen und die Hände beim Gestikulieren beobachten.

Es passiert Erstaunliches! Zu zwölft inszenieren wir innerhalb von 30 Minuten den Philipper-Hymnus. Die szenische Darstellung entwickelt eine erstaunliche Kraft. Ich finde einen unmittelbaren Zugang zum Text, zu der mysteriösen Sprache, die heute so schwer zu verstehen ist, und habe dafür nicht einmal einen Kommentar aufschlagen müssen. Der kommt erst jetzt ins Spiel.

Jawoll, Spiel!

Montag, 15. August 2011

Wegwerfkamera im Gottesdienst

Derselbe Blick über den Zürichsee auch diese Woche. Die Aussichten sind eher grau. Alle 25 Vikare und Vikarinnen haben ihre Koffer erneut nach Boldern gerollt. Alle? Einer hat sich von der Universität Bern abwerben lassen. Da waren es nur noch 24.

Thema der Woche: Wie schaffe ich es, dass die Gemeinde am Sonntag im Gottesdienst nicht wegpennt und der Predigt aufmerksam lauscht? Oder im Fachjargon: Dramaturgie in Liturgik und Homiletik. Der Anfang ist bereits vielversprechend: Der Gottesdienst in seiner Dramaturgie ist wie der Jakobsweg. Wer gerne wissen will, welche Analogie zwischen einer Wegwerfkamera, einem Stempelbüro und dem Sonntagsgottesdienst gezogen werden kann, soll am Blog dranbleiben. Hape Kerkelings Buch "In bin dann mal weg" kann für die besonders Neugierigen erste Hinweise liefern.

Brauche jetzt mal einen Kaffee...

Donnerstag, 11. August 2011

Von langen Abenden und grossen Fragen

Das evangelische Tagungs- und Bildungszentrum Boldern liegt hoch über dem Zürichsee bei Männedorf. Hier an der Zürcher Goldküste ist die Welt noch in Ordnung. Die Ziegen fressen geduldig ihr Gras. Bis auf ein paar bellende Hunde und knatternde Motore stört nichts die Stille. Das Wetter ändert sich im Minutentakt über dem tiefblauen See, auf dem vereinzelte Segelboote und Schiffe diskret ihre Wellen ziehen. Die heftigen Regenschauer haben so gar nichts Hochsommerliches an sich. Erst gegen Ende der Woche macht sich die Sonne bemerkbar. Abends glühen die Glarner Alpen unverschämt rosarot, bevor sich die Nacht über den See legt und das Lichtermeer der gegenüberliegenden Seeseite frei gibt. Ich habe gehört, dass die Pfarrämter an der Goldküste die grössten Bewerbungsfluten bewältigen müssen.

Hier auf Boldern beginnt das Lernvikariat, das aus fünfundzwanzig Theologen und Theologinnen Pfarrpersonen der reformierten Schweizer Landeskirchen machen soll. Die Ausbildung dauert ein Jahr. Im behüteten Rahmen werden wir während dreier Wochen in die Kunst des Unterrichtens und Gottesdienst haltens eingeführt, um die Theorien zwei Wochen später in der Lehrgemeinde anzuwenden und mit der Realität abzugleichen - jeder für sich, begleitet durch einen Lehrpfarrer oder eine Lehrpfarrerin. Das alles scheint aber noch sehr weit weg. Die Einstiegswochen im Klassenverband erinnern an ein überdimensioniertes Konfirmationslager, in dem man sich ständig zwischen Gruppeneuphorie und Gruppenkoller bewegt und die Abende länger werden lässt, als es die Vernunft zulässt. "Die Anderen" sind weit weg. Während irgendwo in Zürich, nur ein paar Kilometer weiter den See runter, Pfarrer Sieber den Obdachlosen Suppe austeilt, lernen wir an der Goldküste Bildungsmodelle, Unterrichtsmethoden, Konfliktmanagment, interaktives Unterrichten und Theologisieren mit Kindern. Nach einer Woche wird der Rucksack mit einer ganzen Menge nützlicher Tips dann zugeschnürt und ins reale Klassenzimmer getragen.

Worauf ich mich am meisten freue? Auf die herausfordernden und provokativen Fragen von Kindern und Jugendlichen über Gott und die Welt! Gibt es Engel? Was geschieht nach dem Tod? Stimmt das überhaupt, was in der Bibel steht? Etcetera pp... Ich hoffe, dass ich sie dazu führen kann, eigenständig darüber nachzudenken und sich eine Meinung zu bilden, um ihre Position innerhalb oder ausserhalb der christlichen Religion zu finden - oder innerhalb und ausserhalb gleichzeitig. Das geht nämlich auch.

Das Klassenzimmer ist eine mindestens so reizvolle Perspektive wie der Zürichsee. Hoffentlich ist das Wasser nicht zu kalt!


Spiritualität I

Auf Boldern gibt es eine hohe Schaukel mit Blick über den See. Von da aus fliege ich direkt in den cumuluswolkenbedeckten Himmel. Und wenn mir dann ganz schwindlig wird, schaue ich wieder auf das Wasser und die Geissen.

Sonntag, 7. August 2011

Queueing - nice and civilised



The day started with a 20 minutes walk, just to find the end of the queue. People in plaid shorts and white trainers, and with straw hats on their heads, were all in the same hurry as us to get to the end of the longest queue I've ever seen. The system is quite sophisticated, leading people up and down through the streets of St.John's Wood in Western London. To form an English queue, all you need is seven friendly stewards (for over one mile!) to tell people in which direction to go, and to make sure people don't push in. Besides that, it works automatically. Only youngsters might be cheeky enough to push in, but are immediately, yet never unfriendly, told off by the others and sent to the end of the queue. This reaction is usually accepted by the cheat, who already had the guilty face before even thinking of pushing in. I am honestly and deeply impressed by English queues. Not even a Monday morning line like this can deprive a Brit of his patience. No barrier tape is needed to keep the excited folk on the right side of the footpath - they do it naturally to let others pass. Friendly words are exchanged between queue neighbours. All in all, the end of the line arrives without much of a to-do, and everyone gets what they want.
In this case: a cricket ticket.
It is the final day of the 100th test match between England and India. Without going into the detail of cricket rules, the day is all about England bowling out India in their second innings (any questions?). The better the sportsmen play, the longer the game lasts, but never longer than five days. This Test game between the world's leading teams (by the way nothing to do with a "test run", that's just what they call it, and it's a real game) needed a fifth day, which everyone found out on Sunday. Tickets went on sale at 8:30 in the morning, one ticket per person, cash only. After two hours of queueing (thanks to the cash only rule the queue never stopped moving) we made it in to Lord's Cricket Ground, one of London's most prestigious sporting venues. If you don't know the game at all, you won't understand what it says on the scoreboard and you might think that the players are standing around the whole day, balling some balls. It's a bit more complicated than football indeed, and some explanations from an expert are useful. Also bring your own radio to listen to the commentator. We had one with a dynamo. Besides giving you something to do, this is also a very environment friendly solution.
Another thing a newcomer should know: you can bring a picnic and a bottle of wine per person into the ground. Food and drinks are crucial, because there is another British institutional part to the game: Lunch and Afternoon Tea. The game is interrupted at 1 pm for a 45 minute lunch break (for players and spectators alike) and once again at 4 pm for tea. No joke! Remember Asterix and Obelix in Britain when British stop the war for tea? Same deal.
What struck me most, was the peaceful and friendly atmosphere of the sport. Indian and English fans were sitting together, shoulder to shoulder, respectfully applauding the other player's runs. No hooligan problems in cricket! When India star batsman, Tendulkar (the "Roger Federer" of the cricket world) entered the court, all 26'000 fans stood up and gave him a huge ovation. During the tea break I heard a father saying to his son: "It's nice and civilised, isn't it?" After weeks of particularly devastating news - the Oslo twin attacks, the famine in Somalia, the death of the talented Amy Winehouse - simple words to describe how this world could be.